Der einsame Schneemann

Es war ein richtig schöner Winter, mit Bergen von Schnee. Die Kinder waren nicht aufzuhalten und rannten jeden Nachmittag, wenn die Schulaufgaben fertig waren, ins Freie. Sie schnappten sich die Schlitten und rodelten mit hochroten Wangen und kalten Nasen den Abhang hinunter.

Doch ein kleines Mädchen mit einer roten Mütze und dicken wollenen Handschuhen hatte sich vorgenommen, einen großen Schneemann zu bauen. Sie formte mit ihren kleinen Händchen eine Kugel und rollte sie einen kleinen Hügel hinunter. So wurde mit der Zeit ein recht imposanter dicker Ball aus Schnee. Neugierig kam ein Junge herbei und fragte, ob er mithelfen dürfe. Mit leuchtenden Augen kugelten sie nun gemeinsam noch eine größere Schneemasse zusammen und im Nu entstand zuerst ein großer runder Bauch, dann eine dicke Brust und zu guter letzt einen etwas eierförmigen Kopf. Noch zwei Arme dran und schon sah er wie ein richtiger Schneemann aus. Um ihn aber echt erscheinen zu lassen, holten sie einen dicken Tannenzapfen für die Nase und braune Kastanien für die Augen. Ein lachender Mund entstand, als die Kinder rote Steinchen aneinander reihten. Sie brachen etwas Tannenreisig ab und gaben ihm damit einen lustigen grünen Haarschopf.

Das Mädchen schaute ihr Werk recht kritisch an.
„Ich bastle ihm noch ein Jäckchen“.
Und schnell holte sie noch mehr Tannenzweige und steckte kleine Stückchen eines nach dem anderen rund um seinen dicken Leib.

Auf einmal standen viele Kinder um den imposanten Schneemann herum und freuten sich über seinen Anblick. Sogar ein Spaziergänger kam und mache eine Fotografie. Langsam wurde es dunkel und die Kinder mussten nach Hause. So stand nun der neu entstandene Schneemann etwas einsam in der Landschaft. Das Mondlicht strahlte ihn an und so konnte er seinen Schatten sehen. „Hey, ich bin ja gar nicht alleine“, sprach er auf einmal, aber ein vorbeihoppelndes Häschen blieb stehen und lachte den Dicken aus.
„Das ist doch nur dein Schatten“, sagte er freundlich. „Du bist hier ganz alleine“.
„Allein???“ fragte der weiße Mann enttäuscht. „Ich will aber nicht alleine sein. Du bist sicher auch nicht alleine, oder“?
„Nein, da hast du recht, meine Frau bereitet gerade das Abendessen zu und wartet auf mich. Wollte nur noch schnell nach was Essbarem für morgen suchen“.
„Ich möchte auch eine Frau haben, dann könnten wir hier gemeinsam im Mondlicht stehen und uns schöne Dinge erzählen“.
„Tja, da kann ich dir auch nicht helfen, da musst du dir eine suchen, so wie ich die meine gefunden habe“.
„Wie finde ich denn eine Frau, die zu mir passt“, fragte er neugierig, „das ist sicher nicht so einfach“?
„Jetzt verzweifle nicht gleich, ich habe die Meine auf einem Fest kennen gelernt“.

„Ein Fest“? fragte der Schneemann staunend. „Ich möchte auch auf ein Fest und mir eine Frau suchen“.
„Dann komm doch heute Nacht in den Wald. Die Tiere treffen sich da alle und feiern, denn unsere Schnee-Eule hat Geburtstag“.
Freudig sagte der Schneemann zu. Er konnte es kaum erwarten, bis es richtig dunkel war. Der Mond leuchtete hell in den Schnee. Und mit wackelnden Schritten bewegte er sich Richtung Wald. Eine schlanke Rehdame schaute ihn mit wunderschönen großen braunen Augen an, so dass dem Schneemann ganz warm wurde. Doch das war für so ein Schneemannsherz sehr gefährlich. Er musste schnell wegsehen, denn sonst wäre er geschmolzen. Ach, was war das denn für ein schönes, aber doch gefährliches Schneemannsgefühl. Die Rehdame begleitete ihn noch zu den anderen Tieren. Dort war schon ein großes lustiges Treiben. Da sprangen Eichhörnchen mit buschigen Schwänzen im Kreis umher. Kleine Mäuschen piepsten im Chor. Ein prächtiger Hirsch trampelte gemütlich daher und flirtete gleich mit der schönen Rehlady. Ein dickhäutiges Wildschweinpaar grunzte ein Lied für die Eule. Der Schneemann schaute interessiert in die Runde. Das Häschen vom Abend kam mit seiner Frau, die sich schützend an seinem Arm eingehängt hatte. Freundlich begrüßte Herr Hase den kalten Gesellen und fragte ihn: „Na - hast du schon eine Partnerin für dich gefunden, die Dir gefallen würde“?



 

„Oh, Ja! Mir gefallen da einige. Doch die Adlerfrau, deren Gefieder mir so gefiel, wollte mir meine Tannenzapfennase wegreissen, als ich sie fragte, ob sie meine Frau werden will. Und die Frau Fuchs mit ihrem schönen roten Pelz lachte mich aus, als ich die gleiche Frage stellte. Vater Bär hat mich mit seinen großen Zähnen angefletscht und mich beinahe umgeworfen, als ich um die Hand seiner Tochter anhalten wollte“.
„Adler, Füchsin, Bärentochter - die passen doch gar nicht zu dir“ sagte der Hase laut und die Tiere wurden auf einmal still. Die Geburtstagseule, welche eigentlich immer recht kluge Ideen hatte, sah den traurigen Schneemann an und sprach zu der ganzen Schar.
„Wir sollten ihm eine Gefährtin verschaffen, damit er nicht mehr so einsam ist. Denn gerade zur Weihnachtszeit will doch keiner gerne alleine sein“.
Freudig hörte er, wie die Tiere durcheinander riefen und überlegten, wie sie die Schneemannsdame basteln könnten.

Ob wohl der liebe nette Schneemann noch eine passende Frau findet?
Das Ende kann man in meinem Buch verfolgen.

Viel Spass dabei


 

Des Weihnachtsmanns letzte Hoffnung